Keine Heimat für die Trauernden – Doku „Das deutsche Volk“ über die Morde von Hanau

Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov – neun Namen, neun Menschen, neun Leben, die gewaltsam ausgelöscht wurden. In der Nacht des 19. Februar 2020 erschießt ein rechtsextremistischer Attentäter in Hanau neun junge Menschen - aus rassistischen Motiven.
Fünf Jahre hat Marcin Wierzchowski für seine Doku „Das deutsche Volk“ die Angehörigen der Ermordeten und die Überlebenden der Anschläge begleitet. Fünf Jahre, in denen die Mütter, Väter, Brüder und Freunde der Toten mit dem Verlust, der Trauer, der Empörung und ihrem Kampf um Gerechtigkeit von den deutschen Behörden weitgehend allein gelassen wurden.
Während die Verantwortlichen von „exzellenter Polizeiarbeit“ in der Tatnacht sprechen, bringen die forensischen Recherchen, welche die Angehörigen in Auftrag geben, dramatische Versäumnisse hervor. Der Film zeigt auch strukturellen Rassismus in den Behörden, dem die Familien der Opfer ausgesetzt sind. Viele sind hier geboren, haben Deutschland als Heimat betrachtet. Sein blonder und blauäugiger Sohn Hamsa sei im Polizeibericht als „südländisch“ beschrieben, erzählt Armin Kurtović.
Wut und Trauer kanalisieren die Verwandten in eine Gedenkkultur, die die Namen der Ermordeten immer wieder ins öffentliche Gedächtnis zurückholt. Ein Denkmal auf dem Hanauer Marktplatz scheitert indes am Widerstand der Kommunalpolitiker, die hierfür keinen Konsens in der örtlichen Bevölkerung sehen.
„Das deutsche Volk“, Regie: Marcin Wierzchowski, mit Niculescu Păun, Emiş Gürbüz u.a., 132 Minuten, FSK 6
rnd